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Älter werden: Düften folgen und fliegen lassen Bänder im Wind

Die Verantwortlichen des Seniorenkreises von St. Kilian luden Robert Bundschuh, den Leiter des GesprächsLadens, zu einem Vortrag zum Thema "Gelassen älter werden". Ca 30 Personen waren gekommen und hörten interessiert zu, was Bundschuh zu sagen hatte. Der nachfolgend abgedruckte Text von Elisabeth Schlumpf fasst sehr gut zusammen, woran ein Mensch erkennbar ist, der "gelassen und unbekümmert" alt wird.

Wenn ich einst alt bin

Wenn ich einst alt bin
trage ich mohnrot
weil ich das Brennen nicht missen möchte
in meinen Gliedern
in meinem Herzen
 
Einen großen Hut
der weit auslädt
und das Gesicht anmutig verschattet
 
Ich werde stolz sein
wenn die Leute hinter mir tuscheln:
Da geht die verrückte Alte mit ihrem Hut
 
Vieles
werde ich nicht mehr machen
Zuhören zum Beispiel
wenn ich nicht mag
oder bleiben wenn es mich langweilt
nicht mehr fächeln
mit höflichen Floskeln
sondern sagen wie es mir ist

Vieles aber
will ich noch tun
Rutschbahn fahren mit meinem Enkel
rumpurzeln im Heu
und lachen dazu
Leute ansprechen
im Tram auf der Straße
die mir gefallen und fragen
wie geht's
 
Zeit mir nehmen für einen Schwatz
im Blumenladen die Ansicht
der Gärtnerin kennen lernen
über Jahreszeiten und Sträuße
 
Reisen
ein Weingut suchen im Herz der Toskana
weil mir das Etikett auf der Flasche gefiel
An die Nordsee fahren
weil ich Sehnsucht habe
nach grauen Stränden und frischem Wind
Was mir so einfällt
ein Nachtspaziergang
Düften folgen
und fliegen lassen Bänder im Wind

Unbekümmert und barfuß
lauf ich ins Grab

Elisabeth Schlumpf, Wenn ich einst alt bin, trage ich Mohnrot, Neue Freiheiten genießen, Köselverlag, 2. Auflage, 2004.